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Gab es freien Rundfunk und Fernsehen in Dresden bzw. der DDR?

Entstehung des Tals der Ahnungslosen im Bezug zur Medienstruktur der DDR

​​Der folgende Text beschreibt die Entstehung des Rundfunks und Fernsehens in der DDR und wie dies die Entstehung des "Tals der Ahnungslosen" bedingt. Durch die zentralistische Staatsstruktur gab es keine erheblichen Unterschiede zwischen Dresden und dem Rest der DDR im Fernsehwesen. Der Rundfunk kann jedoch losgelöst betrachtet werden. Daher findet eine tabellarische Gegenüberstellung in zwei Spalten statt. (Die verworrenen Struktur der einzelnen Medienorganen welche im Text beschrieben werden, sind im Anschluss übersichtlich als Schemata dargestellt).

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Zudem wird durch die Betrachtung der Entwicklung deutlich, weshalb Menschen in Dresden nach westlichem Informationszugang strebten... 

Stunde Null - Sowjetische Besatzungszone

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Dresden und der Großteil des späteren DDR-Gebietes fielen unter sowjetische Verwaltung. In dieser Phase begann der Einfluss der Sowjetunion auf die politischen und medialen Strukturen, dieser war zentralistisch und im tief propagandistisch veranlagt​​​

DDR - Gründung des Rundfunks und Fernsehen 

​​Dresden - Gründung des Rundfunks und Fernsehen 

Am 27.09.1945 wurde durch den Oberbefehlshaber der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) mittels Befehl Nr. 78 veranlasst: „zum Zwecke der rechtzeitigen und regelmäßigen politischen Informierung der deutschen Bevölkerung“ einen Rundfunk zu etablieren. (Q1)

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​Zunächst wurde die Verantwortung für den Rundfunk der „Generalintendanz des deutschen demokratischen Rundfunks bei der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung“ übergeben, welche zu Beginn noch unter Kontrolle der SMAD stand (bis 01.08.1949).

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Die Neugründung des "Landessender Dresden" wurde jedoch durch eine Anweisung der sowjetischen Militärverwaltung bereits am 13. Mai 1945 verfügt. Ab 1946 sendetet der Landessender mit etwa 60 Mitarbeitern aus dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden. (Q 7)​​​​​​​

Am 01.08.1949 wurde die Regulierung des Rundfunks an den Rundfunkverantwortlichen in der Sowjetischen Besatzungszone Hans Mahle von der SMAD übergeben. Kurz nach der offiziellen Gründung der DDR wurde die Kontrolle des Rundfunks anschließend am 12.10.1949 in den Parteiapparat mittels des neu gegründeten Amts für „Information beim Ministerpräsidenten“ eingegliedert. Hans Mahle blieb weiterhin verantwortlich (Q2)​​​​

Im Zuge der Eingliederung der Verantwortlichkeit des Rundfunks in die SED verschärfte sich auch die Einflussnahme durch die Politik in der Redaktion des "Landessender Dresden" hinsichtlich des Inhalts: 

"Jeder Beitrag war der „Abteilung für Plankontrolle“ vor der Sendung zu präsentieren. In vierfacher Ausfertigung mussten Dauer, Mitwirkende, Art, Inhalt und Schwerpunkte der Reportagen und Manuskripte angegeben werden, eine zeitraubende Belastung der Redakteure." (Q7)

Die Entwicklung des Fernsehens begann in der DDR gegen Ende des Jahres 1949 und wurde dabei staatlich gefördert. Unter anderem durch Ausbildung technischer Fachkräfte.​​Jedoch startet das Fernsehen der DDR erst am 3. Januar 1956. Bis 1962 besaßen rund 30 Prozent der Haushalte einen Fernseher (Q8).

Eigene Entwicklungen eines Fernsehprogramms für die Region Dresden, gab es nicht. 

Im Zuge der Bildung der 14 Bezirke der DDR und der am 23.07.1952 verabschiedeten Initiative des sogenannten „Demokratisierungsprozess“ war die DDR nun ein zentralistischer Einheitsstaat. Infolgedessen, wurde am 14.08.1952 mit der Verordnung über die Bildung des „Staatlichen Rundfunkkomitees“ (StKfR) der Hörfunk bzw. das Fernsehen zentral neu strukturiert. Das StKfR unterstand dem Ministerrat, welcher die ideologische Linie vorgab.​​

 

Dabei wurden ebenfalls die Aufgaben schriftlich formuliert. Die Präambel verrät dabei viel über die Zukunft und Ziele: ​

 

„Die neuen großen Aufgaben zur Schaffung des Sozialismus in der DDR machen die Erhöhung des politischen und kulturellen Niveaus unserer Bevölkerung erforderlich. Es kommt darauf an, das sozialistische Bewusstsein der Werktätigen zu entwickeln (...) der Arbeit des deutschen demokratischen Rundfunks (kommt) größte Bedeutung zu ... Dazu ist es notwendig, die Rundfunkarbeit in der DDR in Berlin zu zentralisieren und einer einheitlichen Leitung zu unterstellen ...“ (Aufgaben und Geschichte des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR o.D., S.3)​​​​

In der Zeit von 1946 bis 1952 konnte der Landessender Dresden noch relativ "frei berichten". Dies änderte sich jedoch mit der Bildung des "Staatlichen Rundfunkkomitees".

 

So wurde ein junger neuer Intendant eingestellt, dessen Auftrag sich auf die "ideologische Kontrolle von Personal und Programm" bezog. Zudem wurden vermehrt Stellen auf der lokalen Ebene abgebaut, da der Fokus auf dem gesamtstaatlichen Radioprogramm lag. (Q 7)

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Insgesamt gab es nun keine „Freie“ und ungeregelte Verbreitung des Rundfunks im Bezirk Dresden. Alles stand kontrolliert im Wesen dessozialistischen Bewusstsein“ und der staatlichen Komitees - der Landessender Dresden bestand bis zum Ende der DDR

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​1953 wurde ein weiters Organ zur medialen Steuerung gegründet - die Allgemeine Deutsche Nachrichtenagentur. Mit dieser Entscheidung wird eine "freie Informationsrecherche" schon vom Keim an erstickt - die Redaktionelle Arbeit für Berichte in Rundfunk und Fernsehen waren nun ebenfalls an die Bestimmungen des Ministerpräsidenten gebunden.

 

​"Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst unterliegt dem Weisungsrecht des Ministerpräsidenten, dass durch das Presseamt beim Ministerpräsidenten aus geübt wird." (Q9)​​​​

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Verordnung zur Gründung der ADN

Erneute Konstatierung der Zusammenarbeit des Rates der Stadt Dresden mit der AND hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung im Jahr 1973

Nun herrschte offensichtlich bei alleinigen Verwendung der ostdeutschen Medien, eine "Ahnungslosigkeit" hinsichtlich umfassenden ungefilterten Informationen

​​​​​Das „Staatliche Rundfunkkomitee“ wurde mit Erstarken des Medium „Fernsehen“ 1968 in zwei Komitees aufgegliedert:  "Staatliches Komitees für Rundfunk beim Ministerrat" und "Staatliches Komitees für Fernsehen beim Ministerrat" 

 

​Dennoch blieben die Statuen in der Ausrichtung gleich: „Verwirklichung der politisch-ideologischen Aufgaben des DDR-Fernsehens, für die inhaltliche Gestaltung und die publizistisch-künstlerische Qualität der Programmarbeit sowie die Planung der Entwicklung des sozialistischen Fernsehens in der DDR.“(Aufgaben und Geschichte des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR o.D., S.7)​​​​

 

Grundlegend gab es keine weiteren fundamentalen Veränderungen in den Strukturen bzw. in der Organisation von Radio und Fernsehen.

​​Inhaltliche Kontrolle über Rundfunk und Fernsehen in der DDR 

Wie bereits angeklungen, wurde durch die DDR die Medienlandschaft, so auch Rundfunk und Fernsehen konsequent kontrolliert.  Es wurde ein System der Zensur etabliert, um die Verbreitung unerwünschter Informationen zu verhindern. Ziel war es, die Bevölkerung mit konformen Informationen zu versorgen und kritische oder abweichende Meinungen zu unterdrücken. 

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So erhielt das StKfR (später das "Staatliche Komitee" für Rundfunk bzw. Fernsehen) inhaltlichen Richtlinien zum einen durch die Abteilung „Agitation und Propaganda“ welche dem Zentralkomitee der SED unterstellt war. (Q 3)

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Zum anderen wurde ebenfalls durch das "Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrats" die Berichterstattung in Rundfunk, Fernsehen sowie Printmedien durchgehend beeinflusst und vorgegeben. (Q 1)

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Patrick Conley beschreibt: „In Presseanweisungen wurden Themen und die Art wie sie zu behandeln sind, zentral vorgegeben. Der einzelne Journalist setzte die Vorgaben um“ (Conley 2012, S.36).

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So wurde versucht, schon von Beginn an Medienschaffende selbst z.B, durch politisch-ideologische Schulungen auf Kurs zu bringen. Auch wurden Mitarbeiter im Bereich der Medien konsequent durch das Ministerium für Staatssicherheit überwacht bzw. bespitzelt und Repressionen bei Abweichungen der vorgegebenen ideologischen Agenda eingeleitet (Q 4) ​​ 

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Als zwischen Ergebniss lässt festhalten, dass bis zum Ende der DDR die Medien einer Kontrolle und Zensur unterlagen Gefördert durch die zentralistischen Organisationsstrukturen (im folgenden Abschnitt visualisiert).

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Welche Sender konnte man nun mit Sicherheit empfangen? 

In Dresden konnte man durchgehend auf die durch die DDR produzierten Sender zugreifen. Dies waren:​

RADIO (Q 5): 

  • Berliner Rundfunk

  • Landessender Dresden

  • Radio DDR I

  • Radio DDR II

  • Stimme der DDR

  • Jugendradio DT 64​​

FERNSEHEN (Q 6) :

  • Bis 1972

    • DFF 1 und DFF 2 (DFF 2 ab 1969 zum 20-jährigen Jubiläum der DDR ausgestrahlt)​​

  • Ab 1972 Umbenennung 

    • DDR 1 und DDR 2​​

Problem an der ganzen Sache: durchgehende politisch-ideologische Indoktrination 

Fazit

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hoheit über Informationen in der DDR durch Regelung und Gesetze somit von der Parteiführung, also vom Staat, beansprucht wurden. Daher gab es keine Sender mit Inhalten, welche ohne Vorgaben an die es sich zu halten galt. Die politsch-ideologische Zensur war das Maß der Dinge.

Somit besaß die SED ein Monopol über die gesamte Medienlandschaft, was die Begründung der "Ahnungslosigkeit" in Dresden und restliche Gebiet der DDR bei einseitiger Informierung darstellt.

 

Wie es jedoch zum "Tal der Ahnungslosen" konkret in Dresden kommt ist mit dieser Begründung nicht abschließend geklärt. Abhilfe leistet jedoch die Einbeziehung der technischen Grundlagen.

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Als weitere Themenschwerpunkte stellte ich die Frage:

"Wie wurde die Vertrauenswürdigkeit der Vorhandenen Informationen aus der DDR eingeschätzt"

 "Gab es das Verlangen, Westfunk zu verwenden wenn ja warum?"

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Aus der Ausarbeitung zu der Entstehung der Medienstrukturen lassen sich nun zwei Thesen bzw. Schlüsse ableiten (gültig in Dresden sowie Rest der DDR):

  1. Durch Zensur und propagandistischen Inhalt im Sinne des Sozialismus waren die Medien nur bedingt vertrauenswürdig.

  2. Das Verlangen Westfernsehen zu konsumieren lässt sich durch die logische Konsequenz des Wunsches nach "freien" Informationen begründen

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These 1 wird im Bereich der Bürgerperspektive tiefer beleuchtet.

 

​​​Ob es möglich war, das Informationsmonopol zu durchbrechen und westlichen Rundfunk bzw. Fernsehen zu schauen, wird mit den technischen Grundlagen erläutert. Auch die Seite Gruppe Volkszorn behandelt den Umstand der "freien Informationen". (These 2)​​

Quellen:

​Literatur

  1. Bundeszentrale für politische Bildung (o. D.): Aufgaben und Geschichte des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR, [online] https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/GuS_08_Staatliches%20Rundfunk-%20und%20Fernsehkomitee.pdf

  2. Deutsche Historisches Museum (o. D.): Institutioneller Hintergrund, [online] https://www.dhm.de/archiv/magazine/plakate/schluss_damit/institutioneller_hintergrund.htm

  3. Hinz-Wessels, Annette/Markus Würz (o. D.): Presse im Osten, [online] https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/kulturelles-leben/presse-im-osten.html

  4. Conley, Patrick (2012): Der parteiliche Journalist: Die Geschichte des Radio-Features in der DDR, Metropol Verlag

  5. Radiosender - Stadtwiki Dresden (o. D.): [online] https://www.stadtwikidd.de/wiki/Radiosender.

  6. Bundeszentrale für politische Bildung (2021): Fernsehen der DDR / Staatsfernsehen, bpb.de [online] https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/medienpolitik/500671/fernsehen-der-ddr-staatsfernsehen/

  7. RundfunkSchätze (o. D.): Der Sender Dresden 1946, [online] https://www.rundfunkschaetze.de/landessender-dresden-1945/1948-sender-dresden/

  8. Deutsches Historisches Museum, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik (o. D.):  LeMO Objekt: Broschüre „Deutscher Fernsehfunk“, [online] https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/druckgut-deutscher-fernsehfunk.html.

  9.  BArch, DN 1/115993a

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​Bilder

  1. ​SLUB/Deutsche Fotothek, Roger und Renate Rössing: 3. Parlament Kongreßhalle, Walter Ulbricht im Publikum, 1949.06.01-1949.06.07 

    Von Wolf1949H - Ute Köhler, Tochter von Gertrud Köhler, CC BY-SA 4.0, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=13090337

    Sächsisches Staatsarchiv, 13658 Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Nr. 1246

  2.  BArch, DN 1/115993a

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